Familienforschung Ostpreussen

#1

Ehescheidungen in Bartenstein

in Stadt und Kreis Bartenstein 22.02.2010 19:47
von Faustina | 663 Beiträge

Hallo,

wie ihr ja wisst, so schreibe ich Heiraten von St.Johann Bartenstein ab. Jedenfalls möchte ich mal sagen, das ich sehr erstaunt bin, das es zwischen 1800 und 1835 (bis dahin bin ich)
doch recht viele Ehescheidungen gab. In der kurzen Zeit habe ich etwa 12 schon gelesen. Davon waren aber nur 2 Frauen, ansonsten die Männer.
Ich dachte, das es so etwas eigentlich kaum gab, jedenfalls zu dieser Zeit. In anderen KS ist mir so etwas nie aufgefallen.
Das es aber auch häufige Heiraten zwischen jungen Männern und etwas älteren Frauen sehr oft gab, erstaunt mich natürlich auch.Das gab es woanders natürlich auch, aber nicht so häufig wie in Bartenstein, finde ich jedenfalls. Eine oo war Spitze-da hat ein 22 jähriger eine Frau vo Mitte 40 oo, kann ich kaum verstehen.
Hat einer von euch Forschern auch solche Feststellungen gemacht ? Wäre mal ganz interessant zu wissen !

Gruß
Faustina


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#2

RE: Ehescheidungen in Bartenstein

in Stadt und Kreis Bartenstein 22.02.2010 20:20
von Der blonde Faxe (gelöscht)
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Hallo aus dem Norden !

Sie 40 , er , junger schnösel , ist doch einigermaßen normal , Ehemann aus irgendeinem Grund gestorben , Sie sitzt da mit ihren Kindern und braucht einen Ernährer , er steigt durch die Heirat und Übernahme des Haushalts im Ansehen , das findet man öfter in allen Landstrichen . Man findet auch öfter folgenden Fall : es beginnt einer ne Lehre , wird Geselle , geht auf Wanderschaft , kommt zurück und heiratet die Witwe seines Lehrmeisters , ist doch schlau , kommt schneller an seinen Meistertitel und hat gleich einen Handwerksbetrieb . Zu damaliger Zeit spielte " Liebe " eine geringe , wenn nicht sogar gar keine Rolle , es kam auf die gesicherte Zukunft an und was heute auch noch gilt : Geld zu Geld ! . Wenn Du mal auf die Verbindungen schaust , Bauernsohn heiratet Bauerntochter , das ein Instmann oder Knecht eine Bauerntochter abbekam findest Du nur in den seltensten Fällen . Ich vergleiche das immer mit den " Kasten " in Indien , wer falsch geboren wird kommt niemals die Leiter rauf .

Gruß ,


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#3

RE: Ehescheidungen in Bartenstein

in Stadt und Kreis Bartenstein 23.02.2010 18:56
von Ännchen | 2.796 Beiträge

Liebe Faustina,

bei den Trauungen in Tharau habe ich einen 40 jährigen gesehen, der eine 63 jährige heiratete. Da kann es doch nur um eine Vernunftehe gehandelt haben. Wohl aus der Not entstanden, dass er eine Amme und Köchin für seine Kinder und sich brauchte.
Also seltener, aber gelesen hab ich schon das jüngere Männer (Witwer) ältere Frauen (Witwen) heirateten.
"Meine" Matz Ehen sind u.a. z.B. darum so zerfurcht, weil die erste Frau durchaus häufig im Kindbett starb. Dann tauchen zu Johann Matz irgendwann 9 Kinder auf, die (nachfolgen) Mütter dazu werden aber im KB nicht namentlich genannt.

Das mit den Scheidungen habe ich allerdings so konkret noch nicht im KB gelesen. In den Kreisblättern (Sagen und Schwänke aus Natangen) gibt es jedoch bereits aus früher Zeit Annekdoten dazu. In ihnen wird dann die Ehefrau meist als Hexe dargestellt, die darüber hinaus unsittliches mit dem Knecht oder Melker anstellte. Dann kamen einige Zeugen aus dem Dorf dazu, die irgendwelche Verschwörungstheorien zum besten gaben, in dem sie sich als Augenzeugen meldeten.

Faxes Theorie stimme ich zu. Einiges mag Berechnung gewesen, anderes aus der Not heraus geboren sein. Noch Ende 19tes Jahrhundert gab es ja keine Sozialversicherungen. Keine Witwen- und Weisenrenten, Kranken- oder Rentenversicherungen auch nicht.
Hohe Sterblichkeitsraten -Kindstot-, hygienische Mängel auf grund von Unkenntnis und keine Rücklagen oder Eigentum bei der schlichten Landbevölkerung.
Einmal untere Lade gleich immer untere Lade.


Ännchen

zuletzt bearbeitet 23.02.2010 19:27 | nach oben springen

#4

RE: Ehescheidungen in Bartenstein

in Stadt und Kreis Bartenstein 23.02.2010 19:16
von Faustina | 663 Beiträge

Hallo Faxe & Ännchen,

so wird es wohl auch gewesen sein, aber man ist doch immer wieder erstaunt, wenn man solche Sachen liest.Manch Ehefrau hatte dann ja Kinder, die im Alter ihres jungen Mannes waren.
Bei den Scheidungen, da stand zuerst "abgeschieden" paar Jahre dann aber geschieden. Ich hatte immer gehört, das Ehescheidungen früher ganz selten vorgekommen sein sollten, aber wenn ich das Hier so lese, bin ich einfach erstaunt. Es gab ja nur kirchliche Heiraten und die Kirche war doch voll dagegen ? Warum war man also in Bartenstein etwas anders ?
Mal sehen, ob es später auch noch so häufig war wie in den Jahren von 1800-1835. Habe jetzt festgestellt, das es besser wäre, wenn ich doch erst die Taufen abschreibe,allerdings mit großen Lücken, aber so bekomme ich nicht nur die Väter, sondern auch die Mütter zu fassen.

Gruß
Faustina


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#5

RE: Ehescheidungen in Bartenstein

in Stadt und Kreis Bartenstein 23.02.2010 20:44
von Der blonde Faxe (gelöscht)
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Hallo aus dem Norden !

Hab bei den Liedtke`s einen ganz extremen Fall , die erste Ehe blieb kinderlos , also Scheidung weil ein Hoferbe gebraucht wurde , nächste Heirat , Frau stirbt im Kindbett , 3 Monate später erneute Heirat , wahrscheinlich um das Baby zu versorgen , hat mit der Frau danach ein Kind , Frau stirbt im Wochenbett , nimmt erst eine Amme nämlich die Schwester von der ersten , geschiedenen Frau , bekommt von ihm ein Kind , sieht aus wie eine Notheirat denn 4 Monate danach kommt das Kind , Frau und Kind sterben , also nächste Heirat nur 6 Monate später und mit der hat er dann 9 Kinder .

Noch Fragen ?
Schönen Abend noch ,


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#6

RE: Ehescheidungen in Bartenstein

in Stadt und Kreis Bartenstein 23.02.2010 20:50
von Monika (gelöscht)
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Hallo ihr Lieben !
Damit bewahrheitet sich doch ein sehr altes Sprichwort:
"Auf einen Mann kommen mindestens 3 Frauen"---zumindest wird das hier in Österreich so gesagt.
Liebe Grüsse
Monika

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#7

RE: Ehescheidungen in Bartenstein

in Stadt und Kreis Bartenstein 24.02.2010 19:27
von Faustina | 663 Beiträge

Hallo ,

ja, es war schon manchmal ganz schön traurig, wenn man das alles so liest Gerade jetzt, wo ich die Taufen abschreibe, da ist es auch sehr schlimm. Ich ab einige Dörfer zwischen 1819 und 1846 durch und da sieht es so aus;
fast jeder 3 Junge der * wurde, der hat nicht nur das Datum der Geburt u. Taufe stehen, sonder gleichzeitig das Sterbedatum.Die Jungs sind alle zwischen 20 und vielleicht 25 gestorben.
Gerade für die kleinen Dörfer, dürfte das ein großer Verlust gewesen sein.

Gruß
Faustina


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#8

RE: Ehescheidungen in Bartenstein

in Stadt und Kreis Bartenstein 24.02.2010 20:48
von Ännchen | 2.796 Beiträge

Hallo Faustina,

das Kapitel welches du ansprichst ist tatsächlich eine Statistik wert. Grob gefasst ist es wohl bereits in den Chroniken über Ostpreußen immer mal wieder angezeigt.
Wenn man so ein Ksp. aber mal so erfasst hat wie du die Bartensteiner Bücher und genauer erforscht, kommen sicher viele Fragen dazu auf. So eine Statistik kann man als Privatperson bereits mit Excel auch virtuell darstellen.
Mir fehlt leider das gewusst wie und die Zeit, dies zu ergründen. Wenn wir unsere Beobachtungen in den KB dokumentieren können wir die Statistik evtl. später mal nachreichen.


Ännchen

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