Familienforschung Ostpreussen

#1

Bartenstein Kirche St,. Johann

in Stadt und Kreis Bartenstein 31.05.2009 11:30
von Ännchen | 2.796 Beiträge



Das Kirchspiel St. Johann

Im Heimat-Kreisbuch Bartenstein von Hans-Hermann Steppuhn, lesen wir: Still und verträumt lag die Kirche St. Johann am Stadtrand von Bartenstein. Wer die Chaussee nach Legienen benutzte, fand sie gleich hinter dem Bahnübergang auf der rechten Seite, während sich links der Straße der dazugehörige Friedhof mit Bäumen und einer abschließenden Hecke erstreckte. Ursprünglich, meint Pfarrer Behnisch, sei es nur eine Kapelle gewesen. Sie wurde im 14. Jahrhundert erbaut. Vielleicht ist ihre Entstehung mit der Gründung der deutschen Dörfer Damerau, Spittehnen und Wehrwilten in Zusammenhang zu bringen, denn der Deutsche Orden hielt darauf, daß die Ansiedlungen auch eine Kapelle hatten. Diese Kapelle soll ursprünglich nur 12 Fuß breit gewesen sein, wie man es bei Umbauten und Erweiterungen nach alten Fundamenten feststellte, (berechnet man den Fuß mit 30,48 cm, ergibt sich eine Breite von 365,76 cm). 1374 soll sie errichtet worden sein. Nach alten Urkunden wird der 1. Vikarius für St. Johann 1484 erwähnt. Damals gaben die Eheleute Andreas Hofemann in Bartenstein die Hälfte ihrer Bude an die Kirche St. Johann für den Vikar ab, der sehr dürftig lebte.

Durch den Rezeß von 1561 wurden die Stadtkirche Bartenstein und die Kirche St. Johann zusammengelegt, d.h. alles Einkommen der Kirchen sollte den Kirchenvätern der Stadt zufließen. Die Kirche St. Johann war dadurch in jeder Weise benachteiligt. In ihr durften nur Vikare Dienst tun. Die Taufen und andere Handlungen wurden in der Stadtkirche vollzogen, weil es vor allem im Winter zu schwierig war, die Meßgeräte sowie die Abendmahlsgegenstände in die Kriche St. Johann zu befördern. In ihr durften nur die Bauern mit ihrer Gefolgschaft, sowie das Gesinde der adeligen Höfe zum Gottesdienst gehen, während die Gutsherren, die Vermögen hatten, der Stadtkirche angehörten, wo sie meist auch ihre Begräbnisplätze gegen Geld erhalten konnten.

Besonders verdient machte sich der Vikar Johann Caspar Cassenbruch in der Kirche St. Johann, der vorher sächsischer Feldprediger gewesen war und gerne Pfarrer geworden wäre (1703 ‑1718). Durch seine Bemühungen wurden der Altar und die Kanzel neu gebaut. Auch wurde ein kleines Positiv (Orgel) zur Begleitung des Gesanges angeschafft. Seit 1562 wurde in der Kirche ein Tolke (Dolmetscher) angestellt, der für die Prussen die Sprache übersetzen sollte. Ursprünglich hatte die Kirche St. Johann auch einen Turm, der abseits stand, aber wegen Baufälligkeit 1680 abgebrochen werden mußte.

1834 erfolgte die endgültige Trennung der Stadtkirche von der Kirche St. Johann, ohne die gegenseitigen Ansprüche auszugleichen. Der nun angestellte Pfarrer erhielt die Wohnung des Kaplans von Bartenstein, und die Stadt mußte trotz eingereichter Beschwerde dem Pfarrer von St. Johann Ackerland abgeben.

Beim Eintritt in die Kirche ging man durch einen dunkelwirkenden Raum, in dessen Obergeschoß die Orgel stand und die Glocken hingen. Der Blick fiel dann auf den Altar, über dem der gekreuzigte Christus hing. Links befand sich der Aufgang der holzgeschnitzten Kanzel, die oben mit dem christlichen Symbol des Pelikan geschmückt war. Davor eine große Tafel, auf der alle gefallenen Soldaten des 1. Weltkrieges aus dem Kirchspiel verzeichnet waren.

Die letzten beiden Pfarrer waren Broscheit und Worm.

1914 schlugen einige russische Kanonenkugeln in die Ostmauer der Kirche ein, die 1945 noch sichtbar waren.

Quelle: Helmut Ramm


Ännchen
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